Wie ich meine Protagonisten aus den Büchern treffen kann: Mein Weg zu Conventions
Meistens habe ich die Protagonisten aus meinen Büchern schon einmal im Traum gesehen. Wie ich mal gehört habe, sind alle Menschen, von denen wir einmal träumen, auch reale Leute, die einem schon einmal begegnet sind. Das Hirn kann sich wohl keine Personen ausdenken. Wobei ich mir da bei einigen Kreaturen nicht so sicher bin. Vermutlich kamen sie dann mal wirklich in einem Horrorfilm drin vor, oder aber mein Unterbewusstsein hat diese wahrgenommen, es aber nicht in meine Realität geholt. Guter Stoff für eine Horrorgeschichte. Sollte ich mir merken.
Auf jeden Fall soll es so sein, dass man alle Personen schon einmal persönlich oder in einem Film gesehen hat, die einem im Traum begegnen. Das ist echt toll, wenn ich mal wieder etwas träume, woraus ich einen Roman entwickeln kann. Ich sehe den Protagonisten vor meinem inneren Auge. Doch was ist mit den Nebenfiguren? Oder mit einer Idee, dass mein Buch mal verfilmt wird? Natürlich müssen die Schauspieler so aussehen, wie in meiner Vorstellung. Und genau das ist schwer.
Als Beispiel nehme ich mal ein Einhorn. Wenn ich ein Einhorn sehe, dann sieht es aus wie ein weißes normales Pferd, mit einem Horn auf der Stirn und einer leuchtenden Aura. Wenn mein bester Freund, der mir schon viele Zeichnungen gemacht hat, mir so ein Wesen malen soll, dann sieht man jeden Muskel. Es sieht dann so aus wie ein Kriegsross mit Rüstung. Es ist eben sein Stil. Und wenn es Leute gibt, die über ein Einhorn lesen, könnten sie ein Bild im Kopf haben, was ein Einhorn mit einer bunten Mähne zeigt, mit Regenbogenpupsen oder Glitzerschweif. Keine Ahnung. Also reicht eine Nennung eines Einhorns wohl nicht aus, um bei jedem das gleiche Bild zu erzeugen. Ich müsste es so gut es geht beschreiben. Bei solch einem Wesen wohl kein Problem. Habe ich eben gemacht. Doch wie sieht es aus bei Menschen?
Wenn ich als Beispiel einen jungen Mann nehme. Etwa 25 Jahre alt, lange blonde Haare, strahlend blaue Augen, ein wirklich tolles Lächeln, eine Figur um Model zu sein und auch noch witzig. So einen Mann habe ich in meiner Urban-Fantasy Buchreihe „Die Chroniken der Lichtkrieger“ beschrieben. Mein Model Steve ist so geworden, weil ich für diese Reihe nur zwei kurze Träume hatte, aber ich bei dem Plot festgestellt habe, dass ich mehr Krieger brauche. Von ihnen habe ich nicht geträumt und daher das Aussehen und die Charaktereigenschaften ausgewürfelt, wie in einem Rollenspiel. Nun ist die Beschreibung des Steve immer noch nicht so gut, dass andere Leute das gleiche Bild vor Augen haben, wie ich es hatte. Mein Kumpel hat meine Lichtkrieger zwar gezeichnet, aber es war weit von dem entfernt, was ich gedacht habe. Lange blonde Haare sind bei mir so lang, dass sie unter den Schultern sind. Oder länger. Doch bei anderen sind Haare schon lang, wenn sie bis unter die Ohren gehen. So etwas nenne ich halblang.
Ich habe daher Schauspieler gesucht, die gut auf die Beschreibungen der Krieger passen könnten. Absichtlich nenne ich nun keine Namen, da ich jetzt nicht irgendwie gegen Gesetze oder Rechte verstoßen möchte. Daher schaut mal im Internet, ob es Schauspieler gibt, die auf die Beschreibung des Steve passen könnten. Egal ob aktuell oder schon etwas älter. Und das Lächeln muss umwerfend sein. Lange habe ich nichts gefunden, was das ausdrückt, was ich haben wollte. Es gab zwar einige Männer, die auf die Beschreibung gepasst haben, aber wenn die irgendwie arrogant aussahen und nicht einmal ein nettes Lächeln haben, schieden sie sofort aus. Ich finde, dass die Aura und die Ausstrahlung passen müssen. Ich wurde schnell bei meinen anderen Kriegern fündig. Witzig daran ist der Umstand, dass ich absichtlich keine Darsteller gesucht habe, die ich schon aus Film und Fernsehen kannte. Nein. Sie sollten in meiner Vorstellung nicht an Rollen geknüpft sein. Und siehe da, es sind richtig nette und tolle Menschen, die gut die Protagonisten aus meinen Romanen spielen könnten.
Gerade als ich mit den Lichtkriegern fertig war, sah ich, dass einer meiner Schauspieler, die ich mir ausgesucht habe, zu einer Comic Convention kommen sollte. Also kaufte ich mir ein Ticket. Und ich war sehr überrascht, dass noch einer angekündigt wurde. Total aufgeregt ging ich hin und brachte fast keinen Ton heraus. Und das genau bei dem Schauspieler, der meinen Steve spielen könnte. Leider hatte ich da noch nicht mein Fotoalbum, in denen ich die gezeichneten Protagonisten ausgedruckt hatte. Somit gab es nur ein Foto und ein Autogramm mit ihm.
Aber ich habe Blut geleckt, denn ich habe bei den Conventions, die folgten, immer wieder nette Menschen kennengelernt und bei anderen Events getroffen. Zuerst war ich alleine und nun ist es wie ein Familientreffen, denn ich sehe immer bekannte Gesichter.
Das Beste daran ist allerdings auch, dass die Schauspieler sehr nett und angetan sind, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Romane schreibe und sie gut meinen Protagonisten spielen könnten. Einer sagte mal, dass er Autoren liebt, denn ohne gute Geschichten gäbe es auch keine guten Filme. Andere wollten mehr von den Büchern hören. Eine Schauspielerin erinnerte sich sogar am anderen Tag der Convention an meinen Namen und dass sie eine Killervampirin in meinem Roman spielen könnte. Das war cool und hat mich gefreut. Andere haben mir viel Glück und Erfolg mit meinen Büchern gewünscht und dies sogar mit Autogramm in mein Buch geschrieben. Einer der Schauspieler erkannte mich sogar ein Jahr später und wusste noch, dass ich Bücher schreibe. Genau das ist der Zauber, den ich fühle, wenn ich auf Conventions gehe.
Normalerweise bin ich introvertiert und gehe nicht gerne auf Großveranstaltungen. Vor allem nicht auf solche, wo Alkohol konsumiert wird und die Menschen austicken. Aber so Conventions sind für mich eine eigene Welt. Die Menschen ticken wie ich. Wir haben alle Spaß ohne Alkohol und sind nett zueinander. Der Weg dorthin mit Bus und Bahn ist zwar immer anstrengend und stressig, aber sobald ich die Hallen betrete oder auch mal eine Burg, betrete ich ein Universum, in dem es mir sofort bessergeht. Ich fühle mich dann angekommen, sehe Leute wieder, treffe Stars, habe die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen und bin verzaubert von den Eindrücken.
Inzwischen war ich schon auf zwanzig Conventions in den letzten 4 Jahren. Und ich werde auch in Zukunft an solchen Events teilnehmen. Mal als Privatperson oder als Autorin, um dort meine Bücher zu zeigen, Lesungen zu machen oder auch ein paar Romane zu verkaufen. Natürlich rede ich auch gerne mit den Leuten, die meine Bücher lesen wollen. Das ist für mich ebenfalls wunderbar und macht mir Freude.