Von Schreibblockade, Wut, Trauer zu Selbstdisziplin

Wie jeder andere Mensch erlebte auch ich Trauer und Wut. Meine Wünsche und Träume lebte ich in meinen Romanen aus, die ich nur für mich geschrieben habe und die nie veröffentlicht werden. Dort fühlte ich mich glücklich und gut aufgehoben. Meine Finger tippten ein Kapitel nach dem anderen und es ging mir gut. Diese Geschichten beinhalteten meine Träume über meine Lieblingsschauspieler, denn als Teenager wollte ich diese kennenlernen und mit ihnen zusammen sein und Abenteuer erleben. Irgendwie wurden diese Protagonisten zu meinen imaginären Freunden auf dem Papier. Alle meine Sorgen und Wünsche konnte ich mit ihnen besprechen. Sie bauten mich auf und halfen mir in der ein oder anderen schwierigen Situation.

Doch auch in meinem Leben gab es Phasen der Traurigkeit. Trennungsschmerz lähmte mich und meine Kreativität. Irgendwie konnte ich nur noch weinen und nichts klappte. Ich glaubte nicht mehr an ein Happy End und die große Liebe. Zu diesem Zeitpunkt sah ich nur noch schwarz. Ich dachte mir, dass ich keine Liebesgeschichte mehr schreiben könnte, sondern nur noch Dramen und Horror. Denn für mich ist ein Happy End in der einen Geschichte nur der Anfang einer Fortsetzung, die in einer Tragödie enden würde.

Doch Hilfe kam geeilt. In meiner Fantasie gab es Katastrophen in meinem Traumland, über das ich geschrieben habe. Meine Traumfiguren beschwerten sich bei mir, dass meine heile Welt zu bröckeln begann. Also legte ich die Finger auf die Tastatur und schrieb mich in meine Traumwelt hinein. Ich berichtete meinen Figuren von meinen Sorgen und sie schafften es, mich zu trösten. Sie nahmen mich mit in ein neues Abenteuer, welches mich ablenken konnte. Und auf einmal war der Schmerz nicht verflogen, aber ich lernte damit zu leben. Ich erkannte, dass ich auch in diesen blöden Zeiten schreiben konnte. Natürlich ist meine Traumgeschichte nicht für die Öffentlichkeit und daher konnte ich mich von dem Fluss der Kreativität leiten und mitreißen lassen. Einen richtigen Roman weiterzuführen ist eine andere Sache. Da muss alles stimmen. Daher musste ich mich zusammenreißen und es versuchen.

Selbstdisziplin musste ich lernen. Das hatte ich in diesem Lebensalter überhaupt nicht. Ich bin von Natur aus ungeduldig. Oft habe ich Sachen angefangen, diese allerdings nicht auf längere Zeit fortgeführt. Manche Dinge dauerten mir zu lange. Ich möchte schnell Ergebnisse sehen und mich daran erfreuen. Ein Beispiel: Ein Haus was dauerhaft aufgeräumt ist, macht man oft sauber. Doch es verändert sich nichts. Doch wenn da ein Haus voll Spinnenweben hängt, die Fenster so dreckig sind, dass man kaum durchsehen kann, ist es ein Erfolg, den man sieht, wenn alles sauber ist. Und so ist es bei mir. Ich möchte schnell sehen können, wenn ich was erreicht habe. Häkeln kann ich und liebe es auch, aber teilweise dauert es echt lange, bis mal etwas fertig ist. Ein Bild malen bis es perfekt ist, kann ich auch nicht. Ich habe da echt nicht die Ausdauer, um mir Zeit zu lassen. Dementsprechend sieht es blöde aus. Daher habe ich es damals gelassen. Auch habe ich Romane als Teenager nie gelesen. Alles was ich nicht an einem Tag lesen konnte, verschwand aus meiner ToDo-List. Comics und Kurzgeschichten gingen. Fakt ist, dass ich gerne viel Neues erlebe und machen möchte. Mein Hirn steht nie still. Und trotzdem habe ich angefangen Romane zu schreiben. Später habe ich auch massig Bücher gelesen. Sogar relativ schnell. Das Leben ist Veränderung und Lernen gehört zu diesem Prozess dazu.

Als ich gelernt habe meinen Tag zu strukturieren, konnte ich viel mehr erreichen. So schaffte ich es, einen Roman in der Rohfassung innerhalb eines Monats zu schreiben. Ich nahm mir vor, dass das Buch 30 Kapitel haben sollte und wollte jeden Tag eines schaffen. An Tagen wo ich mal wirklich keine Zeit hatte oder keine Idee, habe ich es auch gelassen. Dafür gab es Tage, an denen ich richtig kreativ war und sogar 2 Kapitel geschafft hatte. Einmal sogar noch mehr. Ich schaute immer, dass die Anzahl der Kapitel ungefähr mit dem Datum übereinstimmte. Ich schaffte es tatsächlich und war stolz auf mich.

Genauso ging es mir auch mit meinen Coverbildern. Ich kann nicht besonders gut malen. Am Computer versuchte ich einige Zeichnungen, da ich dort einfacher übermalen oder retuschieren konnte. Irgendwie klappte es immer besser, je mehr ich mich damit auskannte. Mir wurde ein 3D Programm empfohlen, mit dem ich sogar Filme gestalten könnte. Es hieß, dass man als geübte Person einen Monat brauchen würde, um sich da einzuarbeiten. Alle anderen brauchen drei Monate. Also setzte ich mir eine Deadline. Ich wollte alle meine Cover überarbeiten und setzte mir daher vier Monate als Ziel, um das Programm zu lernen und erste Ergebnisse zu erzielen. Ich habe wirklich jeden Tag gelernt und das Erlernte selbst ausprobiert. Jeden Tag etwas mehr. In dieser Zeit habe ich nicht an meinen Romanen gearbeitet, was mir wirklich schwergefallen war. Doch die Protagonisten aus meinen Romanen nachher in 3D vor mir zu sehen, sie zu animieren und einen kleinen Film zu machen, hat mich beeindruckt von dem, was in mir steckte. Ich wusste in dem Augenblick, dass ich alles erreichen könnte, wenn ich mich nur anstrenge und den Weg gehe, den ich mir ausgesucht habe.

Fazit: Schreiben ist für mich Therapie, Trauerbewältigung, Selbstfindung und Träume leben. Es ist das was ich will und daher habe ich auch genug Kraft und Ausdauer, um meine Ziele zu erreichen. Auch kleine Schritte sind Erfolge auf dem Weg zum Ziel. Allerdings sind auch Pausen nötig. Wenn der Körper irgendwann zu viel Stress hat, sollte man darauf hören und sich erholen. Natürlich macht das Schreiben Spaß, aber trotzdem ist da eine Deadline, man muss Content in den sozialen Medien machen, Werbung darf nicht zu kurz kommen, Bücher wollen verkauft werden und Lesungen müssen stattfinden. Alles das ist Stress, auch wenn es eigentlich Spaß macht.

Selbstdisziplin kann daher auch schädlich sein. Sobald ich gemerkt habe, dass es nicht mehr geht, habe ich eine Pause gemacht. Mich einfach treiben lassen. Ich musste mich selbst bremsen statt anzutreiben. Ich fragte mich, warum ich mich so hetze. Als Antwort gab ich mir, dass ich ein Gewerbe angemeldet habe, da ich Bücher und Merch online verkaufen will. Die Steuernummer war schon da, aber die Webseite nicht. Alles Sachen, die ich noch machen musste. Produktsicherheit, elektronische Rechnung, perfekte Webseite, toller Merch und ziemlich gute Bücher müssen dafür her. Am besten sofort. Aber dann saß ich einfach nur am Rechner und schaute mir Filme an. Nichts anderes. Ein Roman war im Hintergrund geöffnet, aber ich arbeitete nicht daran. Es fühlte sich falsch an nichts zu tun. Trotzdem war es das, was ich in diesem Moment gebraucht habe. Ich habe festgestellt, dass niemand hinter mir steht und mich antreibt. Alles kam von mir aus. Die ersten Schritte waren gegangen, aber man kann auch auf dem Weg zum Ziel Pausen einlegen. Selbstdisziplin ist wichtig, aber auch Ruhephasen. Ein Freund von mir meinte, dass ich wie ein Eichhörnchen bin, was zu viel Kaffee getrunken hat. Da ich versuche so viel wie möglich auf einmal zu erledigen. Vorher fühlte ich mich allerdings eher faul und habe nichts aus eigenem Antrieb gemacht. Ein gesundes Mittelmaß versuche ich derzeit zu erreichen. Ich werde weiter berichten.

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